Making of TNA
Willkommen zu der neuen Blogserie “Making of TNA”! Wie bereits bekannt ist, arbeite ich momentan an der fünften Episode von “The Next Animation”. Während der nächsten Wochen möchte ich euch hier über die Produktion auf dem Laufenden halten und all jenen, die sich für die Arbeit dahinter interessieren, einen Einblick in die verschiedenen Phasen geben.
An dieser Stelle möchte ich zuvor noch einmal erwähnen, dass ich kein Profi bin. Die einzelnen Arbeitsschritte, sowie deren Durchführung, beruhen lediglich auf selbst angelerntem Wissen, das ich mir im Laufe der Zeit nach dem einfachen Prinzip “learning by doing” beigebracht habe. Diese Blogserie richtet sich daher an alle, die vielleicht auch selbst gerne einmal an einem eigenen Projekt arbeiten möchten und es bisher nur noch nicht versucht haben. Man muss kein Meister sein, um seine Ideen zu verwirklichen, aber je mehr Zeit und Mühe man dabei investiert, umso besser wird auch das Ergebnis. Natürlich bin ich auch immer für Verbesserungsvorschläge usw. offen. Wer also von euch in dem ein oder anderen Bereich mehr Erfahrung hat als ich, dem wäre ich für ein paar hilfreiche Tipps dankbar.^^
Seit dem Release der letzten Folge “Nachtschicht” ist einige Zeit vergangen. Nach jeder Episode lege ich eine Kreativpause ein und kümmere mich mehr um das “Drumherum” von TNA, das parallel zur Arbeit an den Episoden nebenher läuft. Dabei ist mir besonders das Feedback wichtig, dass ich durch die bisherigen Folgen erhalte. Ab und zu sind auch Ideen für neue Abenteuer dabei, die die Crew bestehen könnte usw.. All diese Sachen werden gesammelt und irgendwann kommt dann der Moment, an dem es wieder Zeit für eine neue Folge wird. Ab da heißt es wieder alles auf Anfang und ein neuer Produktionsablauf beginnt. So wie bei der nächsten Folge …
Teil1 – Skriptphase
“Die wirkliche Arbeit ist die, die man nicht sieht.” An diese Satz ist etwas Wahres dran. Mit Phase 1, der “Skriptphase”, treffen wir bereits auf eine Herausforderung, die alles andere als einfach ist. Es ist sicherlich kein Problem, sich eine lustige Situation mit den Charakteren aus Star Trek auszudenken. Das Internet ist schließlich voll davon. Schwierig wird es nur, wenn man damit aber auch noch eine Geschichte erzählen möchte, die einerseits nicht zu lang und andererseits auch nicht zu kurz sein soll. TNA ist für die Kurzweiligkeit konzipiert. Die Folgen sollen also nicht so langatmig werden, aber auch gleichzeitig nicht wie bei einem Comicstrip nur aus einer Szene bestehen. Angenommen, wir haben eine Handvoll Ideen, die jede für sich lustig sind, aber nicht zusammenpassen. Eine Geschichte muss also her, die diese miteinander verbindet und gleichzeitig einen Sinn mit Anfang und Ende hat. Das hört sich nun sehr trocken an … und das ist es zwischenzeitig auch.^^ Genau hier liegt die große Herausforderung. Manchmal hat man das Glück und eine lustige Handlung ergibt sich wie aus der Luft von selbst. Manchmal kann es aber auch Tage und Wochen dauern, bis man aus vielen einzelnen Puzzleteilen eine Handlung geformt hat, die sozusagen “Hand und Fuß hat” und nachvollziehbar ist.
Der eigentlich so große Vorteil bei TNA entwickelt sich an dieser Stelle leider auch zum größten Problem. Für eine Animationsserie lässt sich fast alles realisieren. Es sind keine teuren Kulissen notwendig, man braucht keine unzähligen Schauspieler, Statisten, Kostüme etc.. Es gibt keine wirklichen Grenzen, die einem bei der Kreativität einschränken könnten. Man hat also in allen Dingen die Qual der Wahl. Was will man machen, wenn man alles machen kann? Das Schiff kann in Richtung A fliegen oder an Raumstation B andocken. Die Handlung kann auf dem Holodeck spielen oder in einem Shuttle. Und manchmal können sich mehrere Handlungsstränge auch kreuzen. Viele Storyentwürfe im Brainstorming-Verfahren sind dabei das Ergebnis. Manche davon enthalten nur wenige Zeilen, andere ganze Seiten. Manche laufen allein, andere splitten sich auf oder führen zu einer gemeinsamen Handlung.
Irgendwann stellt man dann aus diesen vielen Entwürfen eine Grundstory, die sich sozusagen als Haupthandlungsfaden durch die neue Episode ziehen soll. Hierbei kann es sich z. B. um Worf handeln, der wie in der Folge “Alles Nervensache” ein Holodeckprogramm benutzt. Um der Geschichte einen gewissen “Episoden-Charakter” zu verleihen, muss es neben dem Haupthandlungsfaden noch mindestens einen zweiten Nebenhandlungsfaden geben. (Im Fall von “Alles Nervensache” war dies der Captain, dem der Bordcomputer auf den Geist geht.) Zwischen diesen beiden Handlungen kann dann hin- und hergewechselt werden. So werden nebenbei auch zeitliche Übergänge bei Ortswechseln etc. überbrückt, die eine Handlung sonst unnötig in die Länge ziehen würden.
Hat man eine Grundgeschichte mit mehreren Handlungsfäden zusammengestellt, entsteht die Unterteilung in die einzelnen Szenen. Diese könnten z. B. in Form von Sprechblasen in einer Art Perlenkette miteinander verbunden sein.
Szene1 – Picard diskutiert auf der Brücke mit Riker über die Deckenfarbe
Szene2 – Troi unterhält sich mit Guinan im 10Vorne über Schokoladeneis
Szene3 – Riker und Troi treffen sich im Turbolift.
usw..
Wenn der Handlungsablauf mit den einzelnen Szenen feststeht, geht es an das Eingemachte. Jede einzelne Szene muss nun ausgearbeitet werden. Handlungsabläufe, Dialoge, Gestiken, Mimiken usw.. werden ausformuliert und angeglichen. Man kann also sagen, dass hier der erste „Feinschliff“ der Folge entsteht. Für die Ausarbeitung bietet sich jedes beliebige Schreibprogramm an.
Wer es natürlich ein bisschen professioneller mag, der kann aber auch auf spezielle Editoren, wie z. B. “Celtx”, zurückgreifen, die auf das Erstellen von Drehbüchern etc. spezialisiert sind.
Da TNA eine One-Man-Produktion ist, habe ich es noch relativ einfach, da sich die Szenen zum größten Teil in meinem Kopf abspielen und ich sie so niemandem mit Details wie Kameraperspektiven, -fahrten, Schnitte, Abläufe usw. erklären muss. Die Anforderungen an ein gutes Drehbuch für ein ganzes Filmteam sind da schon bedeutend umfangreicher. Dennoch bringt es ein fertiges TNA-Skript je nach Episodenlänge auf ca. 10-20 Seiten.
Nach der ersten fertigen Rohfassung geht es an die Überarbeitung. Zwischenzeitige Ideen fließen ein, Dialoge oder ganze Szenen werden ergänzt, abgeändert oder fliegen sogar komplett raus usw.. Hierbei spielt auch schon die spätere Umsetzung eine Rolle. Macht es Sinn, für eine kurze Szene ein komplett neues Set zu entwerfen oder kann man diese statt dessen auf eine bereits vorhandene Location übertragen? Wo kann man unnötige Zeit und Arbeit einsparen usw.? All diese Fragen sind wichtig und sollten so früh wie möglich in der Produktion berücksichtigt werden. Die Arbeit wird später eh aufwendiger werden und mehr Zeit benötigen, als man ursprünglich geplant hat. (Spreche da inzwischen aus Erfahrung.*g*) Von daher sollte man sich selbst nicht unnötig weitere Schikanen in den Weg legen. Diese Skriptoptimierung wird über mehrere Tage einige Male wiederholt. Dabei bietet es sich auch an, das Skript an andere Leute aus seinem Team etc. weiterzugeben, damit diese ebenfalls einen Blick darauf werfen und hilfreiche Korrekturvorschläge machen können. Irgendwann sind dann schließlich alle Änderungen getroffen. Das Skript hat eine vollständige Handlung, der Inhalt ist schlüssig und alle Anforderungen für die Umsetzung etc. sind berücksichtigt. Das Skript ist endlich fertig … es kann also losgehen!^^
So, das war der erste Teil der “Making of TNA”-Reihe. Ich hoffe, er hat euch gefallen. Bald geht es an dieser Stelle weiter.
08. Oktober 2008 um 17:56
Zugegeben… ich staune, wie schwierig das unter Umständen werden kann. Aber wenn die Freude und der Spass daran da ist, geht es einfacher von der Hand. Kompliment. Ich freue mich auf den nächsten Teil.
Gruss JSR
18. Oktober 2008 um 14:08
Hi,
Man sieht hier sehr gut wie schwierig das ist einen Kurzfilm zu drehen.
Von meiner Seite ein großes Lob, die Filme sind Gneial geworden. Ich schaue sie mir immer wieder gerne an. Freue mich wie mein Vorredner, auch brennend auf den nächsten Teil.
MFG Ichap